Die erste Hälfte des Tages bin ich bei 20-30 Knoten im Wasser rumgesprungen. Dabei war es so, als hätte ein fünfjähriger Petrus gerade erstmals den Windschalter gefunden und würde nun ganz begeistert die Wirkung bewundern: Wind an, Wind aus…Wind an, Wind aus…
Am Nachmittag habe ich festgestellt, dass Sonne + Salzwasser auch im gemäßigten Kanada müder Robert ergibt. Vor der Siesta gab es einen Diskussionszirkel ob 15 Knoten Windgeschwindigkeit und großer Kite oder 25 Knoten Windgeschwindigkeit und kleiner Kite besser sind:
Ja, einen Fehler kann man mit einem kleinen Kite schnell wieder korrigieren. Voraussetzung ist allerdings, dass man den Fehler sehr schnell erkennt UND eine Lösung weiß. Bei mir fehlt die Entscheidungsschnelligkeit und dann geht alles sehr schnell sehr schief…
In der Mittagspause habe ich meine Ausrüstung zum Trocknen in die Sonne und mich auf den freien Platz hinten im Auto gelegt. Das war sehr bequem. Dazu hat sich der Wind an der offenen Heckklappe von Mr. Ed verfangen und mich in den Schlaf gewiegt. Als ich dann nach kurzem Schlaf – ca. fünf Minuten, sicher nicht mehr als eine halbe Stunde, höchsten eine Stunde – aufgewacht bin, waren fast alle weg.
Lange Rede kurzer Sinn: Ich war heute faul!
Da ich das schon wußte, habe ich mir meine Nachmittagsexpedition nach Charlottetown von gestern aufgehoben. Dort kann man nämlich die schnuckelige Innenstadt erkunden. Im Gegensatz zu den sehr häßlichen Außenbezirken, findet man dort…
viele hübsche Ecken und…
schnuckelige Kirchen.
Zudem gibt es viel Geschichte zu bestaunen! Wirklich? Nein, nicht wirklich… OK, die Kathedrale ist sehr schön…
aber spätestens die Gründungshalle…
macht keinen Eindruck mehr. Zum einen wird die gerade renoviert und ist von Baucontainern umzingelt. Zum anderen wirkt das alles sehr klein und unbedeutend. Hier haben sich 1864 Vertreter dreier britischer Kolonien getroffen, um eine Konföderation zu bilden. Ja, aus dem Zusammenschluss ist dann irgendwann Kanada hervorgegangen. Das Ganze verströmt aber dennoch den aufregenden Charme einer Neustrukturierung von Verwaltungsbezirken.
Gänzlich obskur wird es für Denjenigen, der am Leuchtturm von Point Prim steht und dort sinngemäß liest: „Wie war es wohl für den Leuchtturmwärter Finlay MacDonald, als er 1864 auf das Meer gesehen hat als die drei Schiffe mit den Abgeordneten nach PEI kamen. Er wußte weder von dem Treffen, noch von dessen Inhalten, geschweige von den Abgeordneten…“
OK… vielleicht geht es ja nur mir so, aber das wirkt alles sehr klein und bemüht größer zu sein, als es ist…
Wenn der sich in der offenen Heckklappe von Mr. Ed verfangene Wind Dich in den Schlaf wiegt, würde ich Dir dringend anraten die Stoßdämpfer prüfen zu lassen!
Vielleicht war ich nicht deutlich: Wind > 30 knoten mit starken Böen und Heckklappe gegen den Wind geöffnet. Was sich da nicht wiegt muss aus massivem Beton sein! Da sind selbst die SUV-Fahrer sehr sittsam gefahren, da der Wind kräftig an deren Kisten gezerrt hat.