Aitutaki in a nutshell

So langsam geht meine Zeit im Paradies dem Ende entgegen, also versuche ich mal meine gesammelten Eindrücke zusammenzufassen: Aitutaki ist klein, teuer und der schönste Ort an dem ich je war. Damit ist alles gesagt und alle Fragen sind beantwortet! Nicht?

OK, also zu „klein“ habe ich mich zur genüge ausgelassen. Dem ist noch hinzuzufügen, dass es in der Hauptsaison wohl noch kleiner wird. Die erste Hälfte im April war ich nicht nur fast allein in meiner Unterkunft, sondern auch auf der Insel. April und zum Teil Mai sind Nebensaison. Ab Juni steppt hier der Bär bzw. der Kiwi mit dem Känguruh.

Allein zu sein bedeutet nicht nur, dass man vieles für sich hat, sondern auch, dass es Einiges nicht gibt. Für eine Person fährt niemand mit dem Boot nach Honeymoon Island oder zum Schnorchelausflug raus.

Generell bekommt der Konsumeuropäer hier ein bisschen DDR-Feeling. Es gibt nicht immer alles und niemand weiß wirklich wann es wieder das gibt was Du willst. Wenn heute die Papaya reif sind, gibt es Papaya im Supermarkt, aber was weg ist, ist weg. Es gibt hier keine Plantagen auf denen kolossale Mengen Obst und Gemüse angebaut werden. Ihr müsst Euch das eher als ein paar dutzend kleiner Gärten vorstellen, die irgendwer dem Dschungel abgetrotz hat.

Auch Dinge, die nicht angebaut werden müssen, wie Brot, sind manchmal einfach nicht da. Weil die Nachfrage so groß war, dass alles schon weg ist oder weil der Ofen in der Bäckerei streikt. Das ganze System ist extrem klein und extrem weit weg von irgendwo. Sobald irgendetwas außerhalb der Reihe passiert, gerät es ganz schnell ins Wanken.

Selbst Ausflüge sind nur begrenzt verfügbar. Das Boot von Quentin hat zum Beispiel eigentlich 4 Sitzplätze: Eine Bank für zwei Personen am Heck und eine Truhe auf die sich nochmal zwei Personen setzen können. Natürlich können sich nochmal vier Personen auf der Reling verteilen, aber wenn der Bug mit Kitekram voll ist, wird das dann schon unbequem.

Aitutaki ist „teuer„. Das fängt schon mit dem Flug an und hier muss ich Air Newzealand teilweise rehabilitieren. Ich habe mit Kitegepäck knapp 1.000 Kiwi-Dollar für die Flüge Auckland-Rarotonga-Aitutaki-Rarotonga-Auckland auf den Tisch gelegt. Nach vielen Gesprächen muss ich feststellen, dass das ein echter Schnapper war. In der Hauptsaison kann man das gleiche Geld allein für zwei 40-Minuten-Flüge Rarotonga-Aitutaki-Rarotonga auf den Tisch legen.

An zwei Tagen in der Wochen kann man im Moment – ohne Gepäck – für 129 Kiwi-Dollar (one way) fliegen. Die Leute bleiben dann aber auch nur ein Wochenende. Generell wird der Zustrom an Touristen über die Flugpreise gesteuert. Auf den nördlichen Inseln will man keine Touristen, also kostete der Flug 5.000 Kiwi-Dollar und fertig ist die Laube.

Apropos Laube, das ist übrigens das Ticketbüro von Air Rarotonga auf Aitutaki.

Dann kommen die Preise fürs Essen und egal ob man sich selbst versorgt oder Essen geht wird es nicht billig:

  • Toastbrot (weiß ohne Nährwert) 5 K$
  • Käse (250g) 8 K$
  • H-Milch (1L) 3 K$
  • Papaya (aus dem Garten) nach Größe 0,50 K$ bis 2 K$
  • Kekse (200g) 4 K$
  • Fish´n´chips im Restaurant 21 K$

Das sind die Preise, die ich bezahle nachdem ich einen Monat in jedem Laden, Restaurant und jedem Gartenverkauf war. Wer direkt in den Heineken-Store (Supermarkt, der nur so heißt, weil er ein Heineken-Schild hat) rennt kann dort für o.g. Kekse gerne 9 Kiwi-Dollar zahlen.

Dazu kommen die Preise für Aktivitäten:

  • Fahrrad 10 K$ pro Tag
  • Roller 20 K$ pro Tag
  • Kajak 10 K$ pro Stunde
  • Wassertaxi nach Honeymoon Island und zurück ab Hafen 35 K$
  • Tagesausflug Schnorcheln 110 K$

Nicht zu vergessen der Kontakt zur Außenwelt – also eine Internetverbindung. Das Signal wird zwar überall per WiFi verteilt, kommt aber nur über Satellit auf die Insel. Für 2018 soll ein zweites Seekabel von Hawaii nach Auckland auch die Cooks anbinden, aber dafür müssen erstmal 50 Mio. Kiwi-Dollar aufgetrieben werden. Das sollte auch erklären, warum Air Rarotonga ein Monopol innerhalb der Cooks hat und warum die Flüge so teuer sind.

So wie es ist, zahlt man pro 100 MB etwa 1,10 €. Wer das nicht schlimm findet, hat noch nie geschaut welche Datenmengen allein Windows 10 so täglich fröhlich durch die Weltgeschichte schiebt, wenn man es nicht mittels körperlicher Gewalt davon abhält…

Zuletzt kann man am Strand schlafen, wobei einem die Mücken das gerade Anfang April noch sehr verleiden können. Wer das nicht mag zahlt zwischen 80 $ für ein Single-Budget-Bungalow und 600 $ für den einfachen Bungalow im Pacific Resort oder im Aitutaki Lagoon Resort. Letzters ist den Preis übrigens nicht wert…

Bei dem ganzen Wucher finde ich es beeindruckend, dass Sprit hier nur zwischen 2,20 und 2,40 Kiwi-Dollar pro Liter kostet. Das habe ich in den entlegeneren Winkeln von Neuseeland auch bezahlt.

Last but not least ist es der „schönste Ort an dem ich jemals war„. Dabei denke ich jetzt weniger ans Kitesurfen. Es ist schon toll, wenn man so weite Stehbereiche voll herrlichem, klarem Wasser hat, aber trotzdem möchte ich hier als Anfänger nicht unterwegs sein. Da ist das Rote Meer mit seinem Nichtschwimmerbereich einfacher zu erreichen und unkomplizierter zu bekiten.

Mit schön meine ich ganz profan die landschaftlichen Reize und hoffe die Bilder der letzten Wochen haben das trotz der mäßigen Qualität rübergebracht. Dabei muss man mal mit dem aufräumen was Ben als „common misconception about the south pacific“ – also allgemeines Missverständnis über die Inseln im Südpazifik – beschrieben hat.

Das Klischee besagt, das in der Südsee immer schönes Wetter ist. Wer sich meine Bilder und Videos angesehen hat, sollte aber gesehen haben, dass der Himmel nie frei von Wolken war. Gelegentlich dürften sogar ein paar ärgerlich aussehende dunkle Wolken am Horizont auf den Bildern sein. Dabei habe ich an den regnerischen Tagen keine Bilder gemacht. Damit will ich sagen, dass der nächste Regenschauer hier immer direkt hinter nächsten Ecke lauert.

Als Kitesurfer stört einen das, wenn besagte Regenwolke die Windrichtung dreht oder starke Böen mitbringt. Aber für normale Menschen ist das trotzdem oder teilweise genau deshalb wunderschön. Wenn die Sonne durch eine dicke Wolke verdeckt ist und es sogar regnet, bekommt das Meer einen Hauch von warmer-Nordsee-mit-starkem Grünstich. Aber man muss zumeist nur fünf Minuten warten oder 500 m weit schauen. Dann oder dort scheint die Sonne und man sieht den Kontrast vom dunkelgrünen Wasser hier zum tiefen türkisgrün des sonnebeschienen tiefen Wassers und dem hellen kristallblau des flachen Wassers.

Aber das bringt meine popelige Handykamera nicht rüber. Das müsst Ihr Euch selbst anschauen…

14 Kommentare bei „Aitutaki in a nutshell“

  1. Haustiers dickes Weib sagt: Antworten

    Dann brauchen Sie sich da doch dringend im Kabelvertrieb. Bleib dort, und wir kommen alle zu Besuch und schauen.
    Den Fahrradpreis finde ich gar nicht so wucherig, wenn ich dran denke, dass wir in San Francisco für zwei Räder ein vielfaches gezahlt haben…mehr als für ein Mietauto.

    1. gezahlt haben? Du meinst werden?

      1. Haustiers dickes Weib sagt: Antworten

        Nein, wir haben auch schonmal. 80 Dollar für zwei Räder und vier Stunden, um genau zu sein. Ob wir diesmal werden…mal schauen.

  2. Haustiers dickes Weib sagt: Antworten

    Sie brauch DICH, meinte ich!

  3. Helgoland ist schöner!

    1. Ja, da werden wir zwei uns nie in die Quere kommen. Du kannst Helgoland haben und ich nehme die Südsee. Du bekommst die Terroristische Staaten von Amerika und ich nehme die Orte wo Fremde wilkommen sind.

      1. Vielleicht solltest Du Helgoland erst einmal kennenlernen…

        Und die USA nehme ich genauso gerne wie den Rest der Welt – obwohl, Italien steht auf einer Stufe mit Helgoland 😉

        1. Wie ich bereits diversen Skandinaviern hier gesagt habe: Ich will im Urlaub schönes Wetter, also kommen Norwegen, Schweden und Finnland nnicht für Urlaub in Frage. (Helgoland ist für mich ein Teil von Nordschweden)

          1. Haustier sagt:

            Helgoland hat immer schönes Wetter! Hängt damit zusammen, dass es ein Gesamtkunstwerk ist.

          2. Mir fehlt jegliches Kunstverständnis…das müsstest Du doch wissen!

  4. …gib uns rechtzeitig Bescheid wann wir mit dem Betteln und Sammeln anfangen müssen.
    Alternative: Du trommelst auf Deiner Kühlbox als Straßenmusikant!

    1. Nein, alles gut und wenn ich sehe was meine diversen Nachbran hier für einen Bruchteil der Zeit an Geld versenkt haben, weiß ich, dass es nicht zu teuer war!

      1. Dann bin ich ja beruhigt. Dachte schon Du kommst sonst nicht mehr von der Insel weg!😎

        1. Och…ich tät es noch eine Woche aushalten…

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