kanadische Geschichte: geringfügige Angelegenheiten auf ganz kleiner Bühne

Mich beschleicht der Verdacht, dass sich die Zeit meiner Heimsuchung Kanadas in großen Schritten dem Ende nähert. Jetzt muß ich mal sehen, wie ich die kleinen Geschichten, die ich noch auf Lager habe irgendwie unterbringe. Glücklicherweise war es heute zwar sehr schön…

aber es gab nichts wirklich Neues. Da kann ich mich noch einmal dem Thema Geschichte widmen. Das verfolgt mich ja die ganze Zeit:

Hier in Winnipeg (vor dem Parlament) steht Herr Riel, der im 19. Jahrhundert den frankophonen Widerstand gegen die Briten geführt hat. Wenn man beispielhaft die Geschichte der Red-River-Rebellion nachliest, kommt einem als Europäer zwangsläufig das Wort Kasperletheater in den Kopf. Um die Zeit der Rebellion standen sich drei Millionen Soldaten im deutsch-französischen Krieg gegenüber. Da wirkt Herr Riel…unbedeutend.

Ungleich öfter begegnet man Verweisen und Denkmälern zum Krieg von 1812. Die maßstabsgetreue Darstellung des Krieges in Ottawa zeigt alle auf kanadischer Seite involvierten Personen.

Die Geschichte Neufundlands ist dann kanadische Geschichte auf Steroiden. Wer beispielsweise vor hundert Jahren Arzt oder Krankenschwester war, konnte zu Ruhm kommen. Dazu muß ich nur über die Straße auf die Seitenwand des Foodlands in Botwood schauen:

An medizinische Versorgung hatte man schlichtweg nicht gedacht. Jeder der eine Harpune auf einen Wal oder einen Knüppel auf einen Seehund richten konnte kam nach Neufundland. Wer dagegen medizinisch gebildet war, hatte…andere Ziele. So werden Dr. Grenfell oder Nurse Bennet in Neufundland bis heute verehrt.

Kleiner Fun-Fact am Rande: In Steady Brook habe ich im B&B bei den Bennetts übernachtet und auch die Oma des Hauses kennengelernt. Die ist 1915 in London geboren – ja, 102 Jahre alt – und 1921 mit ihrer Mutter nach Kanada gekommen. Sie ist also nicht „die“ Nurse Bennett – die war Jahrgang 1890 – aber immerhin ihre Tochter. Neufundland, kleines Land…

Nachtrag:

Den gestrigen Abend habe ich mit Steve aus Victoria, Vancouver Island (BC) verschwatzt und ihm erzählt was ich gerade geschrieben habe. Er konnte das nachvollziehen verwies aber – zu Recht – darauf, dass man nicht sagen kann, dass die kanadische Geschichte in Manitoba oder Neufundland völlig insignifikant ist. Das Problem ist nämlich, dass es dann keine Steigerung für die Geschichte von British Columbia übrig ist. Ein Landstrich, der erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts überhaupt in der Weltgeschichte auftaucht…

6 Kommentare bei „kanadische Geschichte: geringfügige Angelegenheiten auf ganz kleiner Bühne“

  1. Für die „kleinen“ Geschichten, doch viel Geschichte! – aber durchaus interessant!

    1. ja, aber anders…

  2. Haustiers dickes Weib sagt: Antworten

    Ein Foto von dir und der Oma wäre schön gewesen (um zu schauen, wer mehr graue Haare hat).

    1. das wäre sehr schwierig gewesen bei dem Höhenunterschied von ca. 2 m!

  3. Haustiers dickes Weib sagt: Antworten

    Dann hätten wir halt gesehen, ob du graue Haare am Bauch hast.

    1. Nein, Du hättest allenfals gesehen, ob ich graue Haare an den Waden habe…

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