Klischee und Wirklichkeit

Eigentlich wollte ich von Opotiki nach Napier, aber da wütet noch ein Art Deco Festival und es waren keine Übernachtungsmöglichkeiten zu bekommen. Also bin ich seit gestern in Turangi. Mit dem zentralen Hochland gibt es auch gleich ein neues Titelbild. Schön wenn das Wetter mitspielt…

Heute habe ich mich mit einer kurzen Radtour und einer kurzen Wanderung begnügt. Morgens gab es gleich einen Ausblick über den Tongariro River…

und Neusselands bekannsteste Einwohner…

Wer genau hinschaut erkennt aber, dass auch auf dieser Wiese schon Kühe weiden. Aber über diesen Skandal wollen wir mal das Mäntelchen des Schweigens breiten.

Am Mittag kamen dann bei einer Seewanderung noch ein paar sehr zutrauliche bzw. müde Enten hinzu, die sich offensichtlich von mir nicht gestört fühlten.

Diese buddhistische Gelassenheit – das wäre mal eine Strategie für Posemuckel gewesen.

Eigentlich habe ich ja von einem meiner beiden Chefkommentatoren einen Verweis auf den SPON-Artikel über Neuseeland erwartet:

http://www.spiegel.de/reise/fernweh/tourismusboom-in-neuseeland-das-klagen-der-kiwis-a-1135044.html

So muss ich den Verweis selber bringen. Das Kommentatorengesindel ist auch nicht mehr was es mal war! So ganz unkommentiert kann ich den Artikel nämlich nicht vorübergehen lassen – schon allein deshalb weil darin mein Lieblingsabschaum zitiert wird (fängt mit Mc an und hört mit Kinsey auf).

Zum Tourismusboom muss ich festhalten, dass ich allein in Napier kein Zimmer bekommen habe. Ansonsten war es im Hauptreisemonat Februar kein Problem ein oder zwei Tage vorher ein Hostel zu buchen. In Opotiki und Turangi sind die Hostels nur zu 30 % bis 50 % belegt. Auf der Radstrecke sind mir in zwei Stunden 3 Wanderer und zwei Radfahrer begegnet. Es kann ja sein, dass die Great Walks häufig ausgebucht sind, aber das sind bei Gott nicht die einzigen Wanderungen.

Dann muss man mal die Zahl der Touristen ins rechte Licht setzen. Das die Deutschen hier nur die drittgrößte Gruppe stellen sollen war für mich unvorstellbar. Die sind hier überall! Allerdings erklärt sich das wohl so, dass Australier, Amis und die beiden Chinesen nach ein oder zwei Wochen wieder zu Hause sind, während die Deutschen hier monatelang bleiben. Dadurch haben die anderen Stämme dann auch andere Angewohnheiten was Übernachtung (Hotel statt Hostel) und Aktivitäten (nur Highlights, kein Grünzeug) angeht.

Die Belastung der Infrastruktur kann ich auch kaum nachvollziehen. Natürlich fahre ich tendenziell vorsichtig. Wenn ich die Strecke nicht kenne, fahre ich in einer Kurve die vorher angezeigte Geschwindigkeit. In einem Land wo die Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h aufgrund von Kurven und Hügel selten erreicht wird, ist man sowieso recht langsam unterwegs. Und die Straßen sind allenfalls in Auckland voll, wo die Touristen die kleinste Gruppe stellen.

Komplett verlassen haben mich die Geister aber erst bei der Kostenrechnung. Diese Land hat geringe Bodenschätze und produziert primär Agrargüter. Kalkuliert man dagegen, das jeder der 3,5 Mio. Touristen mehr als 2.000 Kiwi-Dollar hier ausgibt, kommt man auf erhebliche Summen und die Relevanz des Tourismus für Neuseeland.

In dieser Situation McKinsey mit der Frage zu beauftragen wie man Müll von Campern aufsammelt, ist für mich ein Zeichen geistiger Debilität. Das ist so, als habe man ein Huhn das Stroh frisst und goldene Eier legt. An einem Tag will das Huhn aber kein Stroh mehr, sondern nur noch Küchenkräuter. Da lamentier ich doch nicht warum das  Kräuter teurer als Stroh sind – es sind goldene Eier du Depp!

Wenn wir eins gelernt haben, dann das die Beauftragung von McKinsey immer der Anfang vom Ende ist. Aber vielleicht war ja einer aus der Kiwi-Regierung mal bei einem Kabelnetzbetreiber…

16 Kommentare bei „Klischee und Wirklichkeit“

  1. Warum sollte ich unseren Topterrouristen auf den SPON-Artikel aufmerksam machen? Als ob das irgendwen interessiert…

    Aus dem Müllproblem sollten sie einfach eine Freizeitaktivität für deutsche Touristen machen. „Wandere und tue Gutes dabei“. Funktioniert bestimmt.

    1. Ich überbringe ungern schlechte Nachrichten, aber: Du bist Deutscher!

      1. Das ist ohne Frage richtig. Und das ohne einen slawischen Einschlag. Trotzdem halte ich mich ganz untypisch von solchen Massenbespaßungen fern. Und wie Du ja sicherlich weißt ist mein ökologisches Gewissen auch etwas anders als das des Vorzeigedeutschen gestrickt.

        (Dein Mietwagen z.B. ist eine ökologische Superkatastrophe. Er beleidigt das menschliche Auge aus jedem Blickwinkel. Umweltverschmutzung!)

        1. Ach ja, das ist ein sehr geräumiger Kombi, der im hügeligen Neuseeland mal glatt 6,25 Liter Benzin auf 100 km braucht. Zudem ist er mangels optischer Auffälligkeiten quasi unsichtbar.

          1. Setze Deine Brille auf! Selbst ein Kothaufen fügt sich ästhetischer in das Landschaftsbild. Und was der verbraucht ist mir ehrlich gesagt schnurtz. Wobei der Wert sicherlich nicht schlecht, aber auch kein Highlight ist (schließlich ist er im Schnarchmodus entstanden).

          2. Merkwürdigerweise ist mir der Verbrauch nicht schnurz. Insbesondere in einem Land wo der Liter Benzin im einen Dorf 1,67 Kiwi-$ kostet und im nächsten (20 km weiter) 2,05 Kiwi-$.

  2. Immer noch nicht gelernt, was Dein Beritt ist?
    Sind doch tolle Ideen. Statt zu sagen, beiss nicht die Hand, die dich füttert, denkt das Beratergschwerl gleich an den Folgeauftrag, wie bringen wir die Touristen zurück ins Land. Das mit den unterschiedlichen Gebühren für Einheimische und „internationale Gäste“ wird bestimmt ein großer Erfolg. Sonst würde das der Herr Dobrindt ja nicht auch so machen (wollen).

    1. Ich weiß sehr wohl was mein Beritt ist, es gibt nur…sagen wir…Humanoide, die da anderer Ansicht sind. Aber das ist ja nicht deren Beritt.

      Deine Logik qualifiziert Dich übrigens für eine Karriere bei McKinsey. Schoin mal angefragt oder bist Du zu alt?

      1. Die besten Jahre kommen nach 45. war bei Deutschland ja auch so,

        1. Da würden mindestens 15 % der Deutschen widersprechen!

  3. Herzlichen Dank für den Titel!
    Wie bereits angemerkt, ich war am gestrigen Tag nur mit minimaler technischer Ausstattung im Ausland, so dass die Redaktion nur notdürftig besetzt war.
    Wir werden uns bemühen unserem verwöhnten Leser in der Ferne wieder unsere inhaltlich anspruchsvollen Kommentare zukommen zu lassen.

    1. nichts als billige Entschuldigungen und Absichtserklärungen…

  4. Den entsprechenden SPON-Artikel habe ich zwar gelesen, jedoch ist er nicht der wichtigste diese Woche gewesen. Dies war nämlich die Nachricht, dass die Kiwis Kim Dotcom an die USA ausweisen dürfen. Ich als großer Gegner des Walfangs fordere dich auf: Zieh ihn zurück ins Meer, bevor Donald zum harpunieren vorbei kommt.

    1. Nee, Kim wohnt sicher in Auckland und da bin ich genau in die andere Richtung unterwegs…

  5. Hauptsache, endlich Schafe 😀

    1. Ja und es werden immer mehr…

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