2. Halbzeit

Wie bereits im Hauptartikel angekündigt will ich die Unterhaltungen in und nach der 2. Halbzeit bei Renown SC gegen Army SC seperat behandeln. Wobei Unterhaltungen übertrieben ist. Viele wollten wissen woher ich komme und was ich denn hier will. Das kam aber kaum über den üblichen Smalltalk hinaus.

Wirklich beeindruckt hat mich John. Ich habe Ihn zuerst für den verletzten Afam Akram gehalten, der bei Renown SC fehlt. Schliesslich kannte ihn scheinbar jeder im Stadion und besonders die Kinder waren ganz versessen mit ihm zu reden. Es stellte sich aber heraus, dass John Innenverteidiger einer Zweitligamannschaft ist, die (wie wohl alle „Profi“-Mannschaften in Colombo) in dem „Stadion“ spielen.

John ist vor der Saison aus Nigeria nach Sri Lanka gekommen, um mit seinen beiden Freunden den Durchbruch zu schaffen. Angeblich ist er erst 19 Jahre alt, war aber dafür physisch schon weit. Für einen Innenverteidiger ist er allerdings mit 1,75 m und 63kg doch eher ein Fliegengewicht.

Auf jeden Fall ist er von Sri Lanka enttäuscht und möchte nach Europa. Die Tatsache, dass nie Scouts nach Sri Lanka kommen frustriert ihn sichtlich. Die Tatsache, dass ich nicht der ersehnte Scout bin, hat er aber gut verkraftet. Ich kenne leider nur einen O-beinigen Vorsitzenden eines Münchener Siebtligisten (?) und konnte ihm somit nicht weiterhelfen.

Für John war aber schon klar, dass er nur noch ein Jahr in Sri Lanka bleiben will, um dann nach Spanien, Deutschland oder Norwegen weiterzureisen. Ja, das war seine Auswahl. Er war irritiert, als ich ihm gesagt habe, dass es in Deutschland recht frisch ist und Norwegen noch etwas frischer. Zudem konnte er sich nicht vorstellen, dass er in Norwegen im Winter einige Wochen die Sonne kaum sehen würde.

Abgesehen davon wirkte er aber recht abgeklärt. Die Einwände er würde in Europa kaum mit offenen Armen empfangen und ein Durchbruch im Profifussball sei doch sehr unwahrscheinlich, konnte er leicht entkräften:

Für ihn ist Sri Lanka ein erheblicher Fortschritt gegenüber Nigeria, wo an solchen geordneten Spielbetrieb bzw. geordnetes Leben nicht zu denken sei. Dennoch könne er in Sri Lanka nicht arbeiten und vom Fussball allein ist kein gutes Leben möglich. Selbst wenn er in Deutschland (bzw. Spanien oder Norwegen) kein Profifussballer werden würde, können er die Schule abschließen und Arbeit finden.

Auch mein Hinweis, dass er damit rechnen muss in Europa offenem Rassismus zu begegnen konnte er nur belächeln. Er erlebe in Sri Lanka täglich Rassismus und selbst Nigeria ist seiner Meinung nach zutiefst rassistisch. Auch wenn es dort wenige Weiße gibt, die den Schwarzen vorgezogen werden könnten.

So blieb mir nur Ihm dann alles Gute zu wünschen. Die zwingende Logik seiner Situation ist: Was vor ihm liegt kann nicht schlechter sein, als dass was hinter ihm liegt.

Und dem ist auch nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass Opa Gauland ihn nicht als Nachbarn haben möchte, aber das hätte ihn wohl auch kaum beeindruckt…

7 Kommentare bei „2. Halbzeit“

  1. Haustiers dickes Weib sagt: Antworten

    Schön! Wirklich interessanter als the Dutch Period!
    Über mehr davon freut sich
    die treue Leserin

  2. Zum Thema Fußball schweige ich mich bekanntlich meistens aus. Daher werde ich morgen den Lockenkopg bitten hierzu Stellung zu nehmen, sofern er nicht gerade sich um seinen Maultaschen-Nachwuchs im Doppelpack kümmern muss!

  3. Ahhh, Fußball… ich geh dann mal schlafen. Immerhin scheinst Du ja interessante Kontakte geknüpft zu haben!

    1. Was soll das denn heißen? Ich wollte heute eigentlich noch die detaillierte taktische Analyse schreiben. Da hätten wir mit Bambi und Asterix dann stundenlange Diskussionen zu Taktikfragen auswälzen können…

      1. Aaaaaaaaabseits!!!!

  4. Nicht, dass Du da jetzt Deine Chance auf eine Karriere als Spielerberater verpasst hast. Denk an deine Zukunft …

    1. Zu-ku-nft? Was ist das und macht das auch lustig und schwindelig wie mein Lion (kein Schokoriegel)?

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