Ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum

Heute hatte ich Lust auf eine wilde Erkundung der Stadt. Das bedeutet, dass ich mich aufs Fahrrad setze und einfach mal losfahre. So habe ich bisher immer mehr über die Städte gelernt, als wenn ich die Stadt nach dem Reiseführer abarbeitet hätte.

Zuerst bin ich so gleich in Winnipegs neuste Show hineingeradelt: Raupen

Die Viecher hängen an Fäden von den Bäumen. Als Radfahrer nimmt man die Fäden und damit auch die Raupen mit. So habe ich vermutlich ein halbes Dutzend von den Viechern in meine Unterkunft geschleppt. Und ja, die machen hässliche Flecken, aber ich bin ja nur noch bis morgen da…

Danach bin ich auch prompt im Glasscherbenviertel an den Bahngleisen gelandet. Da sind Gestalten rumgelaufen… Haben die Darsteller aus der Geisterbahn am Samstag frei?

Dazu kommen – außerhalb des Touristenviertels – unglaublich viele Bettler. Das sind hier aber vorrangig Aborigines und nicht mehr so viele Drogenabhängige wie noch in Vancouver oder Victoria.

An dieser Kreuzung standen oder saßen vier davon – auf jeder einmündenden Straße einer.

Ansonsten ist mir noch die hohe Zahl von Einwanderern aufgefallen. Da im Moment keine Eishockeysaison ist, sind vermutlich alle aus Europa stammenden Kanadier abgehauen. Mir wurde auf den Dörfern Manitobas und Saskatchewan jetzt schon mehrfach erzählt, dass dieser oder jener NHL-Star aus dem Nachbardorf komme. Bis September haben aber die Randsportarten die Stadt fest im Griff.

Besonders schön an dem Bild ist, dass der geschmacksverirrte Mensch ohne Freunde an der gegenüberliegenden Seitenlinie – zu erkennen an dem hässlichen roten Trikto mit dem großen, weißen „T“ – nicht mitspielen durfte. Ansonsten galt das aus dem englischen Garten bekannte 10 gegen 10 auf einem Kleinfeld. Im Gegensatz zum englischen Garten war der Gesprächsbedarf minimal und es wurde wirklich Fußball gespielt wurde.

Insgesamt hatte ich während der ersten zwei Stunden den Eindruck gestern in Winnipeg ins Bett gegangen und heute morgen in Frankfurt (Main) aufgewacht zu sein. Erst als ich dann die touristischen Klassiker abgelaufen bin wie das Parlamentsgebäude, das Museum für Menschenrechte…

(das ist der Prunkbau links der Brücke) und nicht zu vergessen…

das Marinemuseum von Manitoba (wer den Witz nicht versteht, konsultiere bitte eine Landkarte), war ich mir sicher, dass ich doch nicht durch ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum gefallen bin.

8 Kommentare bei „Ein Loch im Raum-Zeit-Kontinuum“

  1. Ein Marinemuseum ist immer eine feine Sache, selbst wenn die Küste von Manitoba fast 1000km weg ist. Wahrscheinlich besuchen mehr Menschen Winnipeg und damit das Museum als Churchill oder Port Nelson an der Hudsonbay.

    1. Naja, ich habe es mir geschenkt. Wenn Du es Dir anschaust, schrib hier wie es war!

  2. Die Raupen machen nur hässliche Flecken, wenn man (n) sie zertritt oder anderweitig physikalischer Gewalt aussetzt.

    1. Ist draufsetzen physische Gewalt?

  3. Noch schlimmer! Schlichtweg nicht nachgedacht!

    1. Noch schlimmer! Nichtmal gesehen!

  4. Es ist erstaunlich was für Menschen du so begegnest. Bei unseren Kurzbesuchen in zwei Städten Ostkanadas ist sind mir weder Bettler noch Drogenabhängige, bewusst, aufgefallen……aber vielleicht liegen soviele Welten wie Kilometer zwischen den beiden Enden von Kanada…….oder wir waren zu falschen Zeit am falschen Ort, oder hast du „Großstädter“ nur ein besseres Auge für solche Menschen?

    1. An den touristischen Hot-Spots hast Du auch in Winnipeg keine Bettler gefunden. Ich vermute, dass die auch im toleranten Kanada schlichtweg weggeräumt werden. Du musst da schon etwas Zeit mitnehmen und die touristisch uninteressanten Stadtteile aufsuchen…

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