Restrospektive Filterblase

Da wir heute wieder recht viel gefahren sind…

und Robert nach der Ankunft noch durch das mittelhübsche Golden – das aber in sehr hübscher Umgebung liegt – flaniert ist…

machen wir heute mal eine Retrospektive.

Edda durfte sich nämlich gestern mit mir einen Deutschlandradio Hintergrund zur Politik indischen Regierung anhören.

Dabei habe ich zum ersten Mal in einem westlichen Medium über die indische Bargeldreform aus dem November 2016 gehört. Zu dem Thema hatte ich in Haputale (Sri Lanka) mal einen Beitrag geschrieben, den ich aber nie veröffentlicht habe, da ich nicht wusste, ob Angus und Peter nicht etwas übertrieben haben. Jetzt weiß ich, dass sie in etwas Spannendes hineingeraten waren, das den westlichen Medien komplett Wurscht war:

Der Kneipenabend in Haputale wurde zu einem nordirisch-deutschem Begegnungsabend. Wie immer mussten die Pärchen rechtzeitig zum Uno-Abend und der Historiker, der Politologe und der Soziologe durften länger spielen.

Angus und Peter waren zwei Monate in Indien unterwegs. Dabei sind sie genau in die indische Bargeldreform geraten. Drei Tage vor Ihrer Ankunft hat Indien die beiden verbreitesten und höchsten Banknoten 500 und 1000 Rupien (15 € und 7,50 €) für ungültig erklärt. Eine lustige Aktion, die in Europa völlig unbemerkt geblieben ist.

Die Regierung wollte damit dem Schwarzgeld beikommen. Mittlerweile geht man aber davon aus, dass lediglich 10 % der vermuteten 500 und 1000 Rupien-Scheine nicht umgetauscht wurden. Vergleicht man das mit den Mengen an DM, die man heute noch bei den Deutschen vermutet, kann man die Aktion als Fehlschlag bezeichnen. Zumindest Fehlschlag in Hinsicht auf die beabsichtigte Wirkung.

Für die Inder muss es infernalisch gewesen sein und selbst Rucksackreisende haben massive Probleme bekommen. Angus hat das schön zusammengefasst: Normalerweise begrüßt man sich in Hostels mit „Where are you from?“ oder ähnlich leichtem Gesprächsstoff. Seit November war die erste Frage, die man anderen Reisenden gestellt hat die nach einem Geldautomaten an dem man an Bargeld kommen kann.

Für die beiden war faktisch kein Bargeld mehr zu bekommen und sie waren kurz davor nach Nepal auszureisen, da sie kaum mit Kreditkarte bezahlen konnten – das akzeptieren nur große (und teure) Hotels – und sie ihre Tage mit der Suche nach umgerüsteten und gefüllten Geldautomaten verbracht haben. Nach einigen Wochen hat sich die Lage aber beruhigt, da mehr und mehr Geldautomaten umgerüstet wurden und langsam ausreichend neue Scheine zur Verfügung standen. So konnten sie dann auch Ihre geplante Reise fortsetzen.

Ich fand es damals schon unglaublich, dass wir im Westen davon gar nichts gehört haben. Immerhin gibt es auch bei uns Initiativen für Bargeldreformen (z.B. Schweden), wenn auch aus anderer Motivation. Besonders lustig finde ich aber, dass die klassischen Medien auf Facebook und der Filterblase der jungen Generation herumhacken. Scheinbar fürchten sie um ihr Filterblasenmonopol…

7 Kommentare bei „Restrospektive Filterblase“

  1. Gelesen habe ich von dieser „Reform“ schon. Berichtet wurde aber nur, wieso sie stattfinden sollte. Das damit einhergehende Chaos war nicht das Thema. Wo das war kann ich Dir aber nicht mehr sagen – im Zweifel SPON.

    1. da hast Du schonmal mehr gehört als ich…

  2. Das Thema ist hier komplett ignoriert worden. Aber was sage ich, im November 2016 warst Du ja noch in Deutschland, wir waren noch Kollegen beim gleichen Laden und haben uns mit diversen Gremien rumgeärgert. Allein die Vorfreude auf Weihnachten und das absehbare Ende unseres Leidens haben uns positiv gestimmt!

    1. Ja, aber das wäre mir sicher nicht entgangen, da ich ja ein gewisses Faible für das Komplettversagen der allwissenden betriebs- und volkswirtschaftliches Elite habe.

  3. Dem ist Nichts mehr hinzuzufügen! GANZ MEINER MEINUNG!

  4. Hey Robert….also diese Reform wurde in hiesigen Medien schon aufgegriffen und auch das Chaos dargestellt…..zumindest im öffentl.rechtlichen Fernsehen habe ich davon gehört.Auch in „meinen“ Wirtschaftszeitungen ist es besprochen worden und man war teilweise schon sehr besorgt, was den wirtschaftlichen Ausblick betraf.

    1. Da bist Du einer der wenigen, der das mitbekommen hat. Ich hab da nichts vernommen…

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