Im Land des dicken Holländers

Mein Kite ist seit vorgestern wieder voll funktionsfähig und auch der Wind spielt zumindest am Nachmittag gut mit, so dass ich auf meine vier bis fünf Stunden auf dem Wasser und entsprechend 9 bis 10 Stunden Schlaf komme.

Bemerkenswert wäre noch, dass sich Boris unser marokkanischer Kitelehrer gestern beim Sprung recht schwer verletzt hat. Ich bleibe aber im Konjunktiv, denn wer Boris fahren gesehen hat, musste den Eindruck haben, dass dort jemand gerade russisches Roulette mit Kite spielt. Wenn sich dann jemand beim russischen Roulette erschießt, hält sich dann Erstaunen und Mitleid – zumindest bei mir – in engen Grenzen…

Zeit sich also den Randthemen zu widmen. Da mir aufgefallen ist, dass ich noch gar nicht meine liebreizende Assistentin Kimmi (a.k.a der dicke Holländer) durch den Kakao gezogen habe, hole ich das mal nach.

Gleich direkt vorweg: Ich freue mich in Bezug auf das Essen und Trinken auf den 11. Februar. Mir war ja klar, dass es asiatisches Essen gibt und ich nicht zwangsläufig zunehmen werde, aber einige Dinge sind dann doch erwähnenswert.

Der dicke Holländer würde Sri Lanka lieben. Wer ihn nicht kennt: Er läuft gerne durch die Weltgeschichte und steckt sich alles Essbare in den Mund. Ich bin mir sicher, dass ich gar nicht weiß, dass viele Pflanzen hier essbar sind. Allein die Früchte, die ich erkenne genügen aber, um eigentlich die ganze Zeit zu essen. In Kalpitiya sind es leider ganz überwiegend langweilige Kokosnüsse, aber auf der Fahrt waren es Mangos – hmm, Mangos – Papayas und natürlich die Jackfrucht aus Ella.

Soweit so gut, aber dann kochen die Jungs hier auch und das ist nicht meine Welt. Das ist zwar zumeist gut gewürzt, aber zu scharf war es dabei nie. Vielmehr ist es doch immer wieder dasselbe: Reis, Reis und nochmal Reis mit einem Gemüsecurry, zwei Gemüsecurry und ggf. einem dritten Gemüsecurry.

Ach ja, ganz wichtig: Zwiebeln entweder ausgekocht zu gubbeligen Stücken oder auch sehr gerne roh und „geschnitten“-dicker-Holländer-Stil im Salat. Für die Unwissenden zerschneidet der dicke Holländer gerne eine Zwiebel in zwei Hälften und erklärt feierlich die Zwiebel sei nun geschnitten. Nein, die Zwiebel ist halbiert und nicht geschnitten! Aber OK, so kann ich sie wenigstens leicht aus dem Salat pulen.

Bleibt noch mein Lieblingsessen: Fleisch! Das gibt es bei den Aborigines wohl fast gar nicht. Wenn es etwas gibt, gibt es Hühnchen. Wenn es Hühnchen gibt, wird das nicht im ganzen serviert. Es wird aber auch nicht das Fleisch vom Knochen gelöst. Das Hühnchen wird aus maximaler Entfernung mit einem möglichst großen Beil in willkürliche Stücke zerhackt – ich schätze so wird auch die Zwiebel geschnitten. Das hat den wunderbaren Effekt, dass man im Hühnchen immer Knochsplitter hat. Mir wurde schon gesagt, dass die Aborignes die Splitter mitessen und der Knusprigkeit wegen sehr schätzen – das würde ein sehr dicker westlicher Nachbar auch. Mich nervt das einfach nur und so habe ich in den letzten drei Wochen kaum Fleisch gegessen.

Was wird noch so gegessen? Im Zug war es immer sehr beeindruckend, dass die Aborigines eigentlich die ganze Zeit essen. Naja, man braucht ja Müll, den man aus dem Zugfenster werfen kann… Dazu laufen dann auch im völlig überfüllten Zug, in dem niemand umfallen kann, Händler herum, die überraschend abgestimmte Angebote haben. Der erste verkauft Getränke, der zweite Obst, der dritte Popcorn und alle anderen verkaufen frittiertes Gedöns. Wer vergessen hat, dass es mal eine britische Kolonie war, wird hier wieder daran erinnert. Ich bin dem frittierten Gedöns sicher nicht abgeneigt, aber wenn ich mich stundenlang nicht wirklich bewege, wird mir schon vom Geruch anders…

Bleibt zuletzt noch das Trinken. Das Wasser ohne Kohlensäure versuchen Nestle und Co. den Aborigines gerade abzugewöhnen. Der Verkauf von Wasser mit Kohlensäure nimmt stetig genauso zu, wie Durchfallerkrankungen bei den Konsumenten. Am liebsten gibt es aber zuckerhaltige Limonade. Wenn ich zuckerhaltig schreibe, meine ich wirklich zuckerhaltig. Bei Limo aus Sri Lanka wird deutscher Eistee blass vor Neid.

Die Aborigines sind ganz überwiegend klein und schmächtig. OK, einige Männer haben einen Medizinball verschluckt, sind aber ansonsten sehr schlank. Wirklich beeindruckend ist da nur Mamas kleiner Liebling, bzw. Mamas kleines Michelinmännchen. Das Kind der aufstrebenden Mittelklasse, dass durch die Supermärkte der Großstädte rollt. Es fällt umso mehr auf, da es keine Kleidung in seiner Größe gibt. Nachdem ich in Deutschland zuletzt T-Shirts in Größe „S“ kaufen musste – Deutschland deine dicken Kinder -, ist es hier wieder „XL“. Welche Größe bleibt dann für den Wonneproppen? Er kauft auch XL, reibt sich jeden morgen mit Öl ein und quetscht sich in die Klamotten. Das Ergebnis sieht sehr lustig aus…

10 Kommentare bei „Im Land des dicken Holländers“

  1. In Anbetracht Deines Fleischmangels empfehle ich Dir dringend eine Änderung Deiner Reiseroute. Gehe direkt von der Badstraße in Sri Lanka auf die Schloßallee nach Buenos Aires und Grüße mir meine Geburtsstadt!

    1. Ja, das erscheint tatsächlich täglich attraktiver, aber ich sage nur: no ablar espanol*! Aber Du bist doch jetzt auch ein arbeitsloser bzw. freigestellter Penner!? Du könntest Dich ja als Führer anbieten…

      * Frau Häuschen und Du können da jetzt beliebig viele Akut und Gravis drauf, drunter und danebenmalen. Zudem hat noch niemand auf meine Kommafehler hingewiesen…

      1. In der Tat, ich gehöre nun seit gestern Deiner Spezies an! Mit dem Unterschied, dass ich dieses Dasein am 28.02.2017 wieder beende. Hätte ich mehr Zeit zur Verfügung, hätte ich mich gerne als Führer zur Verfügung gestellt.
        Über Deine Kommafehler habe ich bisher hinweggesehen, da ich diese auf Deine schlechte Versorgungslage (Fleischmangel) zurückgeführt habe!

        1. Wer hat bei Kündigung auch eine neue Stelle. Sowas ist leichtsinnig und wird mit verkürztem Urlaub bestraft!

  2. Haustiers dickes Weib sagt: Antworten

    Sympatisch, dass Haustiere und ihre Anhänge nicht auf dem Teller landen. So lange du unserem Anblick noch an Bauchfellkraulen denkst, kann der Hunger noch nicht so groß sein.

    1. Noch nicht, aber warte noch eine Woche…

  3. Ja, ja unsere Kreis wird immer kleiner. Irgendwann heisst es -dann waren’s nur noch zwei. Wegen deinem Mangel an Fleischkonsum….lass bitte noch einige Schafe in Neuseeland übrig, andere Menschen haben auch noch Hunger.

    1. Ihr macht das schon. Da selbst der dicke Holländer in einem halben Jahr in Neuseeland nicht alle Schafe aufgegessen hat, werde ich das auch nicht schaffen.

  4. Dank James May weiß ich nun, dass auch Hühnchen Gemüse ist, wenn auch Gemüse einer höheren Art. Die Begründung ist einfach: Schlägst Du einem Huhn den Kopf ab läuft es weiter. Also kann es kein fühlendes Wesen wie ein Tier sein.
    Mit anderen Worten: Du lebst wirklich vegetarisch. Ich hoffe es gibt wenigstens trinkbares Bier.

    P.S.: Leckere Zwiebel kann man übrigens hervorragend mit Knoblauch verfeinern. Den gibt es da doch bestimmt auch!

    1. Wie geschrieben esse ich das Hühnchen nichtmal – vegetarisch oder nicht. Auch die Zwiebeln umschiffe ich großzügig. Allerdings musste ich heute Mittag beim „Salat“ entdecken, dass auch meine Mitkiter die Tomaten aus dem „Salat“ gepickt haben, so dass dann nur noch ein Berg Zwiebeln übrig blieb…

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