Zugfahrt in den Winter mit shiny grumpy people

So, da sitze ich nun seekrank mit Pulli und Socken in Haputale. Wie konnte es so weit kommen?

Den Pulli musste ich heute schon im Zug in Colombo rauskramen, da das Zugabteil auf gefühlte Minusgrade runtergekühlt war. Zudem war ein unmöglicher Engländer im Wagen, der die ganze Zeit nur rumgenölt hat und die gefühlte Temperatur weiter gedrückt hat. So habe ich nach 15 Minuten die Flucht aufs Aussichtsdeck angetreten und bin dort gut sieben Stunden geblieben.

Um es vorweg zu nehmen, es hat sich wirklich gelohnt. Während die Strecke von Colombo nach Kandy noch recht gewöhnlich war…

wurde es in den Bergen dann zunehmend schöner und abwechslungsreicher. Zuerst kamen dabei die Teeplantagen in den Hügeln, durchzogen von Tälern, Seen und Wäldern…

Richtung Haputale wurde es dann schroffer, wilder und leider auch diesiger und kälter…

Die Bilder sind nur sehr bedingt aussagekräftig, da ich nur während der Stops fotografieren konnte. Während der Fahrt hat die Bahn geschwankt, wie ich es bei schwersten Turbulenzen im Flugzeug nicht erlebt habe. Ich habe mehrfach schlichtweg den Boden unter den Füßen verloren und meine Mitreisende aus Seattle ist quietschvergnügt durch die Gegend gehüpft.

Das alles hat mir nichts ausgemacht, bis ich heute nach dem Abendbrot (zwei Stunden nach Fahrtende) aufgestanden bin. Seitdem schwankt der Fußboden erheblich. Ich freue mich schon aufs Bett. Mein Haustier kann das ja vielleicht in den Kommentaren erläutern…

Auf jeden Fall ist mir noch einmal Max von gestern durch den Kopf gegangen, der die Aborigines in Sri Lanka eher als verschlossen und abweisend empfand. Ich finde dass man das so nicht sagen kann, auch wenn mir sein Vergleich zu Südindien fehlt.

Einige Erwachsene, aber vor allem die Kinder winken den vorbeifahrenden Zügen wie doll und verrückt (wie det Marenchen sagen würde) zu. Wer lächelt bekommt das fast immer zurück. Besonders nett war heute ein Zwischenstopp am Mangobaum.

Einige Passagiere der dritten Klasse sind ausgestiegen und haben mit Steinen einige Mangos vom Baum geschossen. Die Schönste haben sie den Passagieren im Luxuswagen angeboten, obwohl wir die ganze Zeit von den Stewarts gefüttert wurden.

Vielleicht sind die Aborigines hier etwas unsicher was sie von den Touris halten sollen. Caroline und Charlie haben vielleicht die Erklärung. Die waren in Vietnam und wurden dort von den Aborigines sehr rau angesprochen, bis die gemerkt haben, dass sie nicht aus Russland sind. In dem Ort in Vietnam sind normalerweise nur flugzeugweise Russen – mit der ihnen eigenen herzlichen Art – abgestiegen und darauf haben sich die Aborigines eingestellt.

In Sri Lanka gibt es nun Touris aus jedem Winkel der Erde und jeder verhält sich grundverschieden… da ist etwas Unsicherheit ja verständlich.

Den nächstgroßen Pflaumenaugust habe ich übrigens dann hier im Hostel getroffen. Die Hostelmama hat das Abendbrot fertig, er kommt zuletzt an den Tisch und nölt zuerst rum: „Wo ist denn das Fleisch, sind hier alle Vegetarier?“ Nur um dann anzuschließen wieso das denn nicht scharf ist. Und wo kommt er her? ´Schland! Also mußte ich ran, um die Nationalehre aufrechtzuerhalten…

8 Kommentare bei „Zugfahrt in den Winter mit shiny grumpy people“

  1. 1. Pussy!
    2. Was gefällt Dir an dem Typen aus ´Schland nicht? Ist er Dir zu ähnlich? Fürchtest Du Konkurrenz? Es wäre sicherlich im Sinne des auswärtigen Amtes, wenn ihr euch beide in der Öffentlichkeit als aus Deutschland ausgewiesene Personen vorstellt.

    1. Nein, das ist mal wirklich eine unangenehme Gestalt. Vermutlich aus Berlin oder Hildesheim…

  2. Haustiers dickes Weib sagt: Antworten

    Wenn du das zurückbekommst, was du gibst, werden die Einheimischen und du zumindest immer gut im Gespräch sein 🙂 Ob man auf srilankanisch (ceylonesisch..??) so schön zurückpöbeln kann, weiß ich natürlich nicht.

    1. Nein, eigentlich werden hier nur die Tuk-Ruk-Fahrer angepöbelt. DAs lohnt sich aber nur sehr bedingt, da die zumeist komplett hohle Maschinen sind, die imer dasselbe Programm abspulen.

  3. So da bin auch wieder, habe gestern aus kulturellen Gründen („wirf-deine-jahresvorsaetze-ueber-bord-tag“) gefehlt.
    Zu Deinen Beschwerden: Wenn ich sieben Stunden an der frischen Luft auf einem Zug durch Gegend geschaukelt werde und permanent den Duft von Teeblättern riechen muß, hätte ich sicherlich auch gesundheitliche Einschränkungen.

    1. Ich glaube die Fahrt hätte sogar Dir gefallen. Du hättest auch rauchen können, falls das der Rückfall war…

  4. Na dit freut mir aber, das Du Dich noch an Phrasen von mir erinnerst.
    Ich bin schon echt gespannt, wie es auf Deiner Reise weitergeht.
    Pass auf Dich auf.

    Dit Mareenchen

    1. Die Reise wird ab nächster Woche sehr gemächlich. Dafür habe ich schon ein paar Outtakes zurechtgelegt, denn ich werde kaum 14 Tage übers kiten schreiben…
      Aber ich merke schon jetzt, dass ich mich gut zurechtfinde und der Abenteuerfaktor geringer wird.

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