Nach zwei Tagen in und um Halifax erinnert es mich doch sehr stark an Edmonton. Edmonton ist laut seiner Bewohner überaus lebenswert. Als Tourist wirkt es wirklich nett, hat bisweilen skurriles Wetter und für Touristen nicht viel zu bieten. Halifax ist da kaum anders, auch wenn es sich furchtbar Mühe gibt das zu überdecken.
Viele der Attraktionen sind selbst gegenüber anderen kanadische Sehenswürdigkeiten eher zweit- oder drittrangig. Die Halifax Citadel ruft bei mir und anderen Touristen, die vorher in Louisbourg waren diese Reaktion hervor:
Allein die erfolgreiche Umstrukturierung der Stadt durch ein französisch-norwegisches-kanadisches Joint Venture vor 100 Jahren ist wirklich sehr interessant. Damals sind zwei Frachter im Hafen aneinander vorbeigeschrammt. Der Schaden an den Schiffen war minimal, aber auf einem ist ein Feuer ausgebrochen. Darum liegt jetzt dieser…
Teil vom Anker des in Brand geratenen französischen Frachters in einem Park fast vier Kilometer vom Hafen.
Die Mathematiker unter Euch haben schon herausgefunden, dass vor 100 Jahren 1917 war. Was transportiert da ein französischer Frachter aus Nordamerika nach Europa? Richtig, fast 3.000 Tonnen Sprengstoffe. Die Ladung hat sich das Feuer wohl noch 20 Minuten angeschaut und dann Halifax den Ruhm der größten konventionellen Explosion der Menschheitsgeschichte beschert.
Seitdem gibt es das Denkmal für die Halifax Explosion…
hier im Bildhintergrund. Im Vordergrund übrigens ein Gedenkstein für Thomas Cook, der mich auf der gesamten Reise auf Schritt und Tritt verfolgt. In Vancouver und Vancouver Island konnte man ihm auch nicht entgehen und auch ohne Gedenkstein hat er auf den Cook-Inseln seine Spuren hinterlassen.
Aber ich schweife ab. Sehr interessant finde ich, dass die 1917 kollidierten Schiffe kanadische Lotsen an Bord hatten. Ich fürchte, das dort das zugeschlagen hat, was ich gerne als „canadian-half-assed-approach-to-anything“ bezeichne. Der zeigt sich auch beim Gedenken. Über die ganze Stadt verteilt findet man Denkmale für diese Katastrophe.
Einige werden wohl nicht mehr wirklich gepflegt. Andere sind noch gepflegt, aber historisch so korrekt wie das Kriegsmuseum in Ottawa. So kann man sich aussuchen, ob der französische Frachter mit einem belgischen oder norwegischen Segel- oder Motorschiff mit dem Namen Ima oder Imo zusammenstieß. Wenn einem die Version nicht gefällt, geht man zum nächsten Denkmal und schaut mal welche Version dort präsentiert wird…
So kann sich jeder seine Lieblingsversion aussuchen. Passt doch in unsere aktuelle gesellschaftliche Situation!
Ja, aber wissenschaftlich betrachte ist das schon etwas arm…